Zusammen mehr erreichen

Der Mensch als soziales Wesen liebt die Gesellschaft und Zugehörigkeit. Wir schätzen die Zeit mit unseren Freunden und der Familie. Nur leider kommen wir im Alltag viel zu selten dazu. Und so werden Grillabende mit Freunden oder das Sonntagsfrühstück mit der Familie zu einer seltenen wertvollen Quality Time. Jede Geschäftsfrau und jeder Geschäftsmann kennt die goldene Regel der Kontaktaufnahme: das persönliche Gespräch sticht den telefonischen Anruf und erst recht das Email Anschreiben. Wenn ich wissen will, ob ich mit jemanden einen langfristige persönliche oder geschäftliche Beziehung eingehen will, muss ich den anderen Menschen vor mir haben. Unser Bauchgefühl entscheidet innerhalb von Sekunden und erfasst die andere Person in ihrer Gesamtheit. Die persönliche Ausstrahlung im direkten Kontakt trügt fast nie.

Co-Dining Kommunikation

Die aktuellen gesellschaftlichen Lebensformen, die steigende Anzahl von Single-Haushalten und die moderne ortsunabhängige Arbeitswelt, hat auch große Auswirkung auf das Verhalten wie wir speisen. Esskultur wird im Alltag vieler Menschen zu reiner Nahrungsaufnahme reduziert. Studien belegen, dass moderne Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Depressionen oder Burn Out im Zusammenhang mit der Ernährungsweise stehen. In Gesellschaft treffen Menschen die gesündere Speisenauswahl und sie genießen das Essen bewusster. Darüber hinaus ist eine gemeinsame Mahlzeit, eine soziale Interaktion, ein befriedigendes Miteinander, sie dient dem Austausch und ist Zeit für echte Begegnungen. Für Leib und Seele ist Essen in Gemeinschaft eine Wohltat.

Ortsunabhängiges Arbeiten führt dazu, dass wir offline weniger Kontakte haben. Viele Geschäftsreisende, Freelancer, Rentner, Singles, Alleinerziehende, Alleinreisende, Vorgesetzte, im Home-Office Arbeitende und digitale Nomaden essen alleine. Die ungesunde Wahl ist oft der Snack am Schreibtisch. Der Restaurantbesuch alleine ist oft auch nicht erfreulich. Als Einzelperson wird man am Katzentisch platziert und bekommt mitunter den Unmut des Gastwirtes zu spüren, weil man einen Tisch für zwei belegt aber nur Umsatz für einen Esser macht. Ein wenig Ablenkung vom Umstand des Alleine-Essens wird häufig in einer Zeitung gesucht, dem Blick aufs Smartphone und in Social Media Portalen. Eine wirklich gewinnbringende Pause von ihrem Arbeits- und Lebensalltag hat man nicht. Dabei wissen wir heute längst, das bewusste Pausen, kurze Auszeiten uns produktiver, effizienter, motivierter und inspirierter Arbeiten und Leben lassen. Doch die Möglichkeiten der Umsetzung sind begrenzt. Es gibt praktisch kein gastronomisches Angebot, dass mit der Botschaft nach außen geht, hier mit anderen bei Tisch zusammenkommen zu können. Die Idee zum Co-Dining ist an dieser Stelle entstanden. Es setzt sich aus der englischen Abkürzung co für ‚miteinander‘ und dem Wort dining = ‚speisen‘ zusammen. Der Neologismus Co-Dining referiert auf die Erfolgskonzepte des Co-Working (geteilte Arbeitsräume) und Co-Living / Co-Housing (geteilte Wohnbereiche wie in Mehrgenerationenhäuser).

Co-Dining im togather

Die Geselligkeit am großen Tisch gibt uns das wohlige Gefühl von Akzeptanz und Integration. Wer neue Menschen bei einem Essen kennenlernt erweitert sein Netzwerk. Persönliche Kontakte vermitteln uns Sicherheit und Verlässlichkeit in der schnelllebigen Zeit der digitalen Moderne. Wenn ich einen Platz am großen Tisch einnehme, werde ich teil von dem Wir. Und zusammen erreichen wir mehr.

Im Angesicht: Kommunikation

Zwischenmenschliche Kommunikation besteht nur zu etwa 20 Prozent aus dem Gesagten. Was macht die anderen 80 Prozent aus?

Die Körpersprache, zu der Mimik, Gestik, Körperhaltung und Habitus gehört, ist für das rezipieren einer Nachricht von weitaus größerer Bedeutung.

Wir sind also dafür gemacht, anderer Menschen Verhalten zu interpretieren und daraus eine Botschaft abzuleiten. Das Gesagte kann dann allenfalls die Deutung bestätigen und präzisieren. Widerlegen lässt sie sich durch Worte nur schwerlich. Wir werden in der Regel unser non-verbalen Auffassung des Gegenübers deutlich mehr Bedeutung beimessen. Wir lassen uns nicht einfach alles sagen.

Was bedeutet das für die Kommunikation in unser heutigen Gesellschaft, wo immer mehr telefonisch oder gar nur schriftlich per Email und Chat sich unterhalten wird. Um Vertrauen zu einer anderen Person aufzubauen, muss ich sie persönlich treffen. In unser globalisierten Welt ist das gewiss nicht immer möglich. Wenn mir aber ein vertrauenswürdiges Verhältnis zu jemanden wichtig ist, sollte ich den persönlichen Kontakt herstellen. Wenn ich wahre Vertrautheit erleben will, muss ich Zeit mit meinem Gegenüber verbringen um seine oder ihre Körpersprache zu interpretieren.

Freundschaften und Partnerschaften können nicht ohne persönlichen Kontakt gepflegt werden. Was uns mit anderen verbindet, sehen wir nur von Angesicht zu Angesicht.

Anderswo gemeinsam – hier einsam

Wer einmal alleine gereist ist, wird im Ausland die heilsame Erfahrung gemacht haben, dass man seltenst alleine isst. Und selbst wenn ich einmal alleine essen wollte, so wurde ich doch stets an den Tisch zu anderen ran gewunken oder man hat sich mit “ist hier noch frei?” schnell an meinen Tisch eingeladen. Welch wundervolle Menschen trifft man so beiläufig, wenn man eigentlich nur in Ruhe einen Kaffee trinken wollte. Bereut habe ich es nie. Ich habe die ehrlichsten Geschichten gehört, die das Leben schreibt, habe mehr über Land und Leute erfahren, als es je ein Reiseführer abbilden könnte. Während meiner Südamerikareise belohnte ich mich nach einem langen Tag mit einem Abendessen in einem Restaurant und plante danach früh ins Bett zugehen. Ich hatte die Rechnung ohne die kontaktfreudigen Chilenen gemacht. Innerhalb von kürzester Zeit füllten sich die leeren Plätze an meinem Tisch. Immer mehr kamen dazu, fragten und interessierten sich für mein warum, wieso, woher und wohin. Wir redeten über das hier und jetzt, wie toll der Ort sei und wie gut man hier feiern könnte. Sie würden, wie immer, gleich Tanzen gehen. Und irgendwie war nach dieser kurzen Konversation keine Chance mehr der Feierlaune der Einheimischen zu entkommen. Nicht das ich Lust bekommen hätte, ein Nein wurde einfach nicht akzeptiert. Alle Ausreden, von müde, keine sauberen Klamotten, kein Bargeld oder das man morgen sehr früh aufstehen wolle, halfen nicht. Ich musste mit. Ich gehörte dazu. Für den Moment war ich eine von ihnen und sie gaben mir das Gefühl, dass es wirklich von Bedeutung ist, dabei zu sein. Es wurde einer meiner schönsten Feier-Abende.

Wieder zurück in Deutschland frage ich mich, warum gibt es hier nicht diese warme Offenherzigkeit gegenüber Fremden. Haben wir Deutschen Angst was zu verlieren, wenn wir Freude und Zeit miteinander teilen? Was geht in unseren Köpfen vor, wenn wir uns lieber an den freien Einzeltisch setzen, als die lange Tafel mit anderen zu teilen? Da ich mich selber nicht davon ausnehmen konnte, beantworte ich die Frage für mich wie folgt: Ich hatte Angst davor ungebeten oder nicht erwünscht zu sein. Das große Damoklesschwert der Zurückweisung schwebte über meinem Kopf bei jeder Kontaktaufnahme mit mir Unbekannten. Retrospektiv verstehe ich heute meine Angst und die daraus resultierende Zurückhaltung. Es ist kulturell bedingt. Wir Deutschen lernen, dass man Fremde nicht stört. Als Kind wird man davon abgehalten auf Fremde zuzulaufen. “Tobias, lass den Mann in Frieden” und “Komm her Lena, die Frau will ihre Ruhe” hört man wenn lebensfrohe, neugierige Kinder auf andere Menschen zugehen. Dabei wissen wir doch gar nicht, ob die ältere Dame sich nicht über ein schelmisches Kinderlächeln und ein “Wie heißt du?” freuen würde. Wir wachsen in dem Glauben auf anderen zu Last zu Fallen, wenn wir sind wie wir sind: offen, kontaktfreudig, neugierig. Das muss nicht so sein. Sehen kann man das vor allem in den südländischen Kulturen, wenn wir reisen und nicht nur das Land besuchen, sondern auch seine Menschen kennenlernen. Dort wird weniger Rücksicht auf eventuelle persönliche Befindlichkeiten genommen. Charme und Charisma werden zu den entscheidenden Charaktereigenschaften im Umgang miteinander. Anstatt jemand eine grumelige Laune zuzugestehen, wird mit Heiterkeit und Frohsinn das Gemüt erhellt. Und falls doch mal jemand einem anderen unangenehm zu Nahe tritt, so wird die Situation mit Humor und Liebreiz schnell positiv aufgelöst. Das nehme ich mir seitdem zum Vorbild. Warum nicht mehr Miteinander wagen und der Geselligkeit eine Chance geben. Und bis ich das wirklich verinnerlicht habe, freue ich mich über jeden charmanten Italiener, jede offenherzige Spanierin und alle anderen Konversationsfreudigen, die meine persönliche Komfortzone regelmäßig untergraben und damit mein Leben reicher machen.

Co-Dining – gemeinsam isst es schöner

Es gibt ein wundervolles Paradoxon beim Essen. Essen an sich ist etwas hochgradiges egoistisches. Etwas was ich esse, kann niemand anderes essen. In der Tierwelt lässt der Instinkt schnell Futterneid aufkommen und Fressen wird zum stressiger Akt, geprägt von Hast und Gier. Der Mensch hat es in seiner Kulturgeschichte geschafft, diesen ganz und gar asozialen Akt in ein wonnevolles Miteinander zu transformieren. Esskultur bringt uns einander näher und überwindet die Nahrungskonkurrenz. Durch die Freude, die wir bei einer gemeinsamen Mahlzeit empfinden, stehen wir heute einander nicht mehr wie Tiere futterneidisch gegenüber, sondern empfinden Verbundenheit. Etwas zu teilen, was ich danach nicht mehr für mich selber haben kann, ist ein Beweis großer Zuneigung. Vielleicht erinnert sich die/der eine oder andere aus der Schulzeit daran, welche zaghaften Geständnisse der Zuneigung zum Ausdruck kamen, wenn der Junge sich ein Herz gefasst und das Mädchen auf dem Pausenhof fragt, ob sie nicht sein Nutella-Brot teilen wollen.

Wenn wir heute in der westlichen Welt Essen teilen, erleiden wir dadurch selber keinen Mangel mehr. Wir leben im Überfluss und können deshalb geben und werden selber ausreichend satt. Dennoch auch heute noch empfinden wir eine Einladung zum Essen nach wie vor als besondere Wertschätzung unser Persönlichkeit. Gemeinsam bei Tisch zu sitzen heißt wertvolle Zeit miteinander zu teilen und den anderen Aufmerksamkeit und Anteilnahme zu schenken. Die gleiche wird uns selber auch zu teil. Was für ein schönes Gefühl, wenn wir Achtung geben und Beachtung zurück bekommen.

Was hygge ist

Hygge kommt aus dem Dänischen und wird oft mit “Gemütlichkeit” übersetzt. Dabei ist hygge deutlich mehr als Gemütlichkeit. Hygge ist ein Lebensstil, eine Einstellung zum Leben, bedeutet Werte zu haben und eine Haltung gegenüber anderen einzunehmen.

Eine kleine Anleitung zum hygge sein

Zusammen sein

Wir sind soziale Wesen. Beisammensein stärkt unsere Seele, gibt uns das Gefühl von Verbundenheit und Zusammenhalt. Wenn wir Zeit mit lieben Menschen verbringen entsteht Wohlgefühl. Sich die Zeit für Familie, Freunde und Fremde zu nehmen ist von besonderem Wert.

Gut essen

Essen mit Genuss stärkt den Körper und Geist. Das hat wenig mit Kalorien zählen zu tun. Hunger und Appetit im Einklang zu stillen. Das Glas Rotwein, die Schokolade und den Kuchen bewusst zu genießen und sich daran zu erfreuen. Gute Produkte, einfache Rezepte und mit Liebe gekochtes Essen beglücken.

Im Jetzt leben

Im Moment findet das Leben statt. Wer das Vergnügen des Augenblicks nicht verpassen will, sollte achtsam durch den Tag gehen. Überall können die kleinen Freuden geschehen. Man muss sie nur wahrnehmen.

Geborgenheit

Menschen um uns herum geben uns Sicherheit. Wir wissen, dass wir dazu gehören, wo wir herkommen und das uns eine gemeinsame Denkweise verbindet. Familie, Freunde und Netzwerke aus Bekanntschaften geben uns das Fundament fürs Leben: wir sind richtig, so wie wir sind.

Alle sind gleich

Begegnungen, die uns berühren, geschehen auf Augenhöhe. Wahre Verbundenheit geschieht, wenn ich den anderen als ebenbürtig anerkenne. Zu geben, wenn man hat und anzunehmen, wenn man bedürftig ist. Großzügigkeit walten zu lassen, schafft Sympathie und wer gibt, dem wird gegeben.

Sich wohlfühlen

Orte, die Wärme und Behaglichkeit ausstrahlen, schenken uns ein wohliges Gefühle von Ruhe, Schutz und Frieden. Warmes Licht, Kerzenschein, Pflanzen, weiche Kissen, natürliche Materialien wie Wolle und Holz erzeugen lauschige Heimeligkeit.

Natur erleben

Die kühle Luft eines Novembermorgens, das Duften von Nadelholz oder das Rascheln von Laub unter unseren Füßen ist eine Wonne für die Sinne. Die Sonne ist unser liebster Stimmungsaufheller. Sie lässt das Meer glitzern, den Schnee strahlen, zaubert ein Schattenspiel auf den Boden und malt zusammen mit Regen einen bunten Bogen an den Horizont. Welch eine Wonne für Kopf und Körper Sonne, Wind, Wärme, Kälte und Regen auf unser Haut spüren. 

Werte schätzen

Ein gemaltes Kinderbild, ein geerbtes Möbelstück, Äpfel aus Nachbars Garten, es gibt vieles was von unschätzbarem Wert. Nicht das was viel kostet ist viel wert. Dinge die einmalig sind, die sich nicht ersetzen lassen, die man nicht käuflich erwerben kann, sind von unschätzbarem Wert, den nur wir bemessen können, indem wir uns deren Besonderheit zugutehalten. 

Zufrieden sein

Wer nicht mit dem zufrieden ist, was er hat, wäre auch nicht zufrieden, wenn er hätte, was er nicht hat. – Berthold Auerbach –

Es geht immer besser. Aber viel besser ist es sich an dem zu erfreuen, was man hat. Nur wenn ich lerne das zu lieben was ich habe, erkenne ich den Reichtum in meinem Leben.

Gelassen bleiben

Der Moment in dem eine Sache nicht so läuft, wie man sie sich vorgestellt hat, kann überwältigend sein. Das Leben fordert uns ständig aufs Neue heraus. Wenn man das anerkennt statt in Panik zu verfallen, der schafft einen kreativen Raum mit den Unwägbarkeiten des Lebens umzugehen. Eine Nacht drüber zu schlafen und der Austausch mit anderen macht den Weg frei für eine Lösung.