Co

Die Idee hinterm Co-Dining ist einfach: „Zusammen erreichen wir mehr“. Und diese Idee ist so gar nicht neu. Co- ist Englisch und steht für mit-einander. Seit Menschen denken können, haben sie schnell gemerkt, dass sie zusammen mehr erreichen können. Sozialisation nennt sich dieser über Jahrtausende fortschreitende Prozess.

Im Zeitalter der Digitalisierung gibt es nun aber erstmals in der Geschichte der Menschheit eine umfassende Individualisierungstendenz. Persönliche Unabhängigkeit sind vielen von uns wichtige Werte geworden. Räumliche, berufliche und soziale Bindungen werden zunehmend lockerer gestaltet. Der digitale Nomade gilt vielen der Generation Y als Idealvorstellung: Heute hier und morgen dort arbeiten, bloggend über das geile Leben online mit tausenden Followern in Kontakt stehen, aber kaum jemanden persönlich kennend. Viele Teenager haben als erstes Ziel nach dem Schulabschluss eine Fernreise oder Au Pair Aufenthalt im Blick. Angetrieben von der Neugierde, sich im Kontrast zu anderem zu entdecken, machen sie sich auf die Reise zu sich selbst. So hört es sich zumindest an, wenn sie aufbrechen und Oma und Opa erklären was sie vorhaben.

Dass die Großeltern nur selten verstehen können, was da in den Köpfen der jungen Menschen vor sich geht, liegt auch daran, dass sie die Konsequenzen dieses unabhängigen Lebensstils oft schmerzlich zu spüren bekommen. Mehrere Generationen unter einem Dach zu finden, ist heute, vor allem im städtischen Raum, eine Seltenheit geworden. Wer an sich selbst denkt, gibt weniger auf die Bedürfnisse der anderen. Ich möchte das wertfrei sagen. Es gibt immer Gewinner und Verlierer. Generationen von Frauen hatten niemals die Möglichkeit sich im ausreichenden Maße um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Aufgrund gesellschaftlicher Normen war Ihnen lange nur ein Platz in der Gesellschaft vorbehalten. Die Sorge für Haushalt, Mann, Kinder und später die eigenen Eltern war ihnen in einer klaren Rollenverteilung zugeschrieben. Wenn Frauen heute ihr eigenes Leben leben, sind die senilen Eltern oft die Verlierer. Noch nie war das Thema Einsamkeit unter alten Menschen so groß wie heute.

Das feste Bindungen einzugehen und zu halten von Generation zu Generation schwieriger wird, zeigt auch die steigende Scheidungsrate. Auch hier mag es nicht unbedingt unsinnig sein, sich aus einer schlechten Partnerschaft zu lösen. Doch die Verliererseite der Medaille ist, der auf Tinder nach links geswypte Durchschnitt der Bevölkerung. In einer hoch individualisierten Gesellschaft, ist das Normale, der Durchschnitt, die Masse das Opfer der Austauschbarkeit. Was du mir nicht kannst besorgen, das hole ich mir einfach woanders. Als Gegentrend versucht sich heute eine jede abzugrenzen. Damit überholt sich ein Trend nach dem anderen. Mainstream gilt als Schimpfwort unter den Millennials.

Auch der Umgangston wird im Zeitalter der Digitalisierung rauher. Die Knappheit der verfügbaren Zeichen in Kurznachrichten, Tweets und Co. macht es notwendig schnell auf den Punkt zu kommen. Die Tonalität geht dabei schnell verloren. Missverständnisse zwischen den Kommunikationspartnern aufgrund der Mehrdeutigkeit entstehen schnell. Emoticons und die heutigen Smileys sind die knappe Antwort auf diese Problematik. Im Schatten der Anonymität der Internets hat sich aber auch die Art und Weise geändert wie Menschen einander kritisieren. Wo auf der einen Seite Bewertungsportale Anhaltspunkte für Qualität und Kundenzufriedenheit geben, so stehen auf der anderen Seite anonyme Hass- und Hetzkommentare, persönliche Diffamierung und Polarisierung der Meinungen. Ein Grau scheint es im Internet nicht zu geben. Die Meinungen sind meistens schwarz oder weiß. Digital eben.

Wohl am besten weiß das der relativ neue Berufszweig der Influencer. Menschen die mit Ihrer persönlichen Meinung, Darstellung und Werbung Einfluss auf Ihren Wirkkreis nehmen. Ihre Anhänger lieben sie und folgen den Empfehlungen ihrer Vorbilder. Doch Meinungen im Internet kippen schnell, den kritische Stimmen werden durch die Anonymität im Web schnell laut. Das Internet macht es möglich, dass Dinge geschrieben werden, die die meisten von uns niemanden ins Gesicht sagen würden.

Keine Bewegung ohne Gegenbewegung

Wo Menschen wahrnehmen oder persönlich erfahren, dass die Anonymität im digitalen Zeitalter auch ihre verletzende und entwürdigende Kehrseite hat, da versuchen sie einen Ausweg zu finden. Digital Detox und wieder Offline gehen, sind als daily habits, Retreats und Urlaube beliebt geworden. Digitale Nomaden, die nach drei Monaten auf Bali gemerkt haben, dass Sonne, Sand und Meer ziemlich eintönig werden können und einsam machen, sind zurück in die Metropolen und treffen sich in Co-Working Cafés. Dort wo Leben pulsiert, aber der Blick in den Laptop vor zu viel Nähe schützt. Die große Anzahl rüstiger Rentner strebt nach integrativen Wohnmodellen, wie Mehrgenerationenhäusern. Beim Co-Living kommen die Generationen wieder unter einem Dach zusammen. Die jungen Familien unterstützen die Älteren und die Älteren geben Wissen, Zeit und Fürsorge zurück.

Wir merken wieder, zusammen erreichen wir mehr.

Co-Dining ist die Antwort auf ein Bedürfnis nach mehr Geselligkeit, Anschluss zu finden und sein offline Netzwerk zu erweitern. Kein digitaler Austausch kann die Nähe schaffen, die entsteht, wenn Menschen persönlich einander gegenüber treten. Darüber hinaus stellen immer mehr Personen fest, dass Multitasking, Nebenbei- und Parallelkonsum keine wahrhafte Befriedigung bietet. Vor allem wenn es um ein Grundbedürfnis wie die Nahrungsaufnahme geht, hat der hastige On-the-Go Konsum, das schnelle Essen von hochverarbeiteten Convinience Food schnell auch gesundheitliche Nebenwirkungen. Mangelndes Sättigungsgefühl und leere Kalorien können zu Übergewicht und Nährstoffmangel führen. Beim Co-Dining kommt frisch gekochtes vitalstoffreiches Essen auf den Tisch, es wird in geselliger Atmosphäre bewusst genossen. Das ist ein Energieschub für den Körper, eine Pause für den Geist und eine Wohltat für die Seele.