Desktop Dining

Als gestern beim Umzug meiner Mama dieser halbe Amerikaner nicht mehr den Weg zu seiner zweiten Hälfte in den Verdauungstrakt gefunden hat, fielen mir die vielen Gründe ein, warum man nicht am Arbeitsplatz essen sollten. Doch zurück auf Anfang. Die Mittagspause gilt den Deutschen als heilig. Sie ist seit 1839 (!) im Arbeitsrecht gesetzliche Vorschrift. Woran liegt es, dass wir sie so verkommen lassen? Überholt mag man heute denken, angesichts der schönen neuen Arbeitswelt, in der jede*r dritte Arbeitnehmer*in die Mittagspause am Schreibtisch verbringt. Der Wert von “Zeit” nimmt beständig zu. Alles was uns Zeitersparnis bringt, ist viel Wert. Gerne wird aus der Mahl”zeit” die Zeit gestrichen, in dem wir unser Mahl nebenher einnehmen. Dabei gibt es gute Gründe, dass wir unser Essen nicht am Platz einnehmen sollten und die Pause nicht alleine verbringen.

1. der gefühlte Zeitmangel

Stress zu haben gilt in unserer Gesellschaft als en vogue. Wer Zeit hat, zum Essen den Arbeitsplatz zu verlassen, zu genießen und sich gut zu unterhalten, der gilt heute als zu wenig ausgelastet. Dabei ist die gemeinsame Mittagspause noch bis vor einigen Jahren, dass Highlight vieler im Büroalltag gewesen.

2. der Snack

Dass die meisten Snacks von ihrem Nährstoffgehalt eher dürftig sind, ihre Energiedichte hoch und ihre Sättigung mäßig, ist weitläufig bekannt. Dass auf dem Schreibtisch 400 Mal mehr Bakterien als auf einem Klositz leben, ist den wenigsten bekannt. Unter dem Aspekt der Lebensmittelhygiene wäre es sinniger die Leberkassemmel auf der Klobrille abzulegen als neben Computer-Tastatur.

3. schwierige Kollegen

Die einen wollen Punkt 12 Uhr Mittagessen, wieder andere kriegen nichts vor 14 Uhr runter, die nächsten wollen spätestens 11.30 Uhr in der Kantine sein, um Schlange stehen zu vermeiden. Der Konsens wann eine gemeinsame Mittagspause möglich ist, wird ebenfalls von den Fronten für-mich-heute-nur-einen-kleinen-Salat, der Schnitzel-Fraktion und den Paläo-Bento-Box-zu-Hause-Vorkochern torpediert. Wer die Mittagspause gemeinsam mit diesen Kollegen verbringen will, der kann neben seine sozialen Kompetenzen trainieren.

4. einfallslose Wirte

Da der Push-Faktor, in der Mittagspause den Schreibtisch zu verlassen eher gering ist, darf der kreative Wirt, den hungrigen Gast gerne verführen und in sein Lokal locken. Doch der Mittagstisch ist für Wirte unattraktiv. Der Gast zahlt mittags nicht gerne mehr als ein paar Euro, trinkt lieber ein Leitungswasser und futtert den Brotkorb leer, als sich eine Vorspeise und Getränk zu bestellen. Das Stiefkind der Gastronomie wird daher von Montag bis Freitag mit Nudeln + Soße beworben.

5. schnarchige Kellner

Die Leitungswasser-und-zwei-Brotkörbe-Fraktion entdeckt ihre Geberlaune meist auch nicht beim Trinkgeld. Was wiederum eine lähmende Wirkung auf das so genannte Servicepersonal hat, dass mit ewigem Warten auf Speisekarte und Rechnung, inklusive mürrischem Gesichtsausdruck, den Lunchdeal abrundet.

6. schlechtes Kantinenessen

Die wenigsten Kantinen kommen ohne Tiefkühltruhe und Fritteuse aus. Frisches Essen zu kochen ist weder verbreitet noch gewünscht. Das beliebteste Kantinenessen ist schon seit Jahren Currywurst mit Pommes. Ernährungsvorlieben ändern sich nur sehr langsam.

Und nun? Muss sich was ändern?

Die Leistung steigert das Einsparen der Mittagspause wohl nicht. Arbeitspsychologen und Kreativitätsforscher empfehlen, bewusst gesetzte Pausen für ein produktives Arbeiten. Dafür allerdings ist die räumliche Trennung vom Arbeitsplatz entscheidend.

Was wollen wir tun? Wir wollen all denjenigen, die ja zu Zeit fürs Mahl sagen, eine Alternative bieten. Wir sagen ja, zu schnellem und freundlichen Service, einer angenehmen Atmosphäre und lassen dich mit den Menschen am Tisch sitzen, die die gleiche Vorliebe wie du, für frisch zubereite Speisen oder die frühe oder späte Essenspause haben.